mit wirklichkeit beschmutzt II
Installation im Rahmen der Ausstellung „Licht, Luft, Scheiße“ in der ngbk, Berlin 2019
So wie sich Zukunft in angehäufte Trümmerhaufen verwandelt nachdem sie Gegenwart geworden ist, befinden sich die utopischen und progressiven Energien und Ressourcen der letzten noch existierenden Lebensreformsiedlung Edens selbst auf dem Pfad schwindender Wirksamkeit und Erschöpfung. Die Umrisse eines toten Punktes werden sichtbar, ein Status Quo ohne Handlungs-Horizont. Alle Wege, die aus dieser Struktur herausführen, werden durch die Trägheit des Alten, durch Angst und Zweifel blockiert. In Eden zeigt sich in großer Deutlichkeit die Beharrlichkeit des Alten, ein festecken im Stillstand. Die abgenutzten Gartenwerkzeuge sind Zeugen einer vormals geteilten sozialen Praxis des gemeinsamen Gärtnerns, von Vegetarischer Ernährung, Selbstreformation und Zukunftsutopien. Einer Kollektivität, die spätestens mit der abprupten Abwicklung durch die Treuhand und dem aufgehen im Neoliberalismus unbrauchbar geworden ist. Und sich nun gleich einem Geflecht aus Mikrotraumen und Konfrontationen selbst im Weg steht.
Die abgenutzten Gartenwerkzeuge vermitteln eine Erfahrung des Stillgelegten, nutzlos und brüchig Gewordenen, Verbrauchten, Abgeschafften und Ratlosen. Und wie schwierig es ist, an ihrer Stelle etwas Neues, etwas Positives – eine geteilte Zukunft zu schaffen. Es ist eine Gruppe transformierter Gartengeräte, die alle ihre Funktionen für das Gewesene verloren haben. Für Ihren Gebrauch reicht es nicht das Alte einfach wiederzubeleben. Für eine erneute Wirksamkeit gilt es neue Formen zu schaffen, zu proben und wieder zu verwerfen und dies am Besten aus verpassten oder missglückten Chancen, aus nicht verwirklichten Möglichkeiten und Verfehlungen. Die Erfahrung des Prekären, der Instabilität und des Abgründigen. Ja kollidieren ist dafür wichtig und es soll wie bei der Bestellung des Gartens etwas in die Tiefe dringen können.
Installation aus diversen Gartengeräten aus dem Fundus der Familie Danielzik, die zwischen 1930 und 2016 in der Obstbausiedlung Eden gelebt und intensiv Gartenbau betrieben hat.
Wiederaufführung der Performance »Appelkopp. Mit Vivane Podlich im Prinzessinnengarten Kreuzberg, Berlin
Umwölkte Utopie-Performance« in modifizierter Form in der Nachbarschaftsakademie bzw. im öffentlichen Raum in Kreuzberg. Uraufgeführt wurde die Performance beim Re-Eden-Festival im September 2018.
Die Performance ist der Versuch, die Veränderbarkeit der Welt aus der Sicht eines herunterbaumelnden Dörrapfel´s zu denken. Ein Utopistel, das über Hemmnisse und Blockaden hinweg weiterführenden gesellschaftlichen Konstellationen nachhängt.
„Sollte ich eines Tages, jetzt geht’s los, einfach da liegen geblieben sein,
statt einer alten Gewohnheit folgend, herunterzubaumeln,
um Tag und Nacht möglichst weit von mir entfernt zu verbringen.
Zwischen Ja und Nein eine Weite aufsuchend, die ich von oben betrachtete.
Ein Ort, dessen Lücken eilig mit etwas Größerem, das sich ausdehnt, schneller rotiert und komplexer verdichtet, geschlossen wurden.“
Performerin Viviane Podlich