umwölkte utopie II
Installation im Rahmen von ALPHABET DES ANARCHISTISCHEN AMATEURS, Steirischer Herbst, rotor, Graz, 2019
M wie Menschen: „Künftige Insassen von Särgen, die noch eine Zeit lang umherlaufen und allerhand Schabernack treiben dürfen.“ So lautet eine von hunderten Begriffsdefinitionen aus dem Alphabet des anarchistischen Amateurs. 2007 von der Grazer Germanistin Beatrix Müller-Kampel herausgegeben, versammelt der Band „Aphorismen, Sentenzen und Betrachtungen“ von Herbert Müller-Guttenbrunn. Von 1923 bis 1929 lebte er in Thoneben im Gemeindegebiet von Semriach, nördlich von Graz. In diesen Jahren erschien erstmals sein Periodikum Das Nebelhorn. Die Ausstellung bringt seine Schriften mit den Werken zeitgenössischer Künstler*innen in Verbindung. Sie liefert Anstöße zur Auseinandersetzung mit dem Anarchismus, der „anhand radikaldemokratischer Prinzipien einen geeigneten gesellschaftlichen Rahmen für eine größtmögliche individuelle Freiheit“ schaffen möchte, bei zugleich „größtmöglicher Gleichheit und Gerechtigkeit“, wie beim Schriftsteller Ilija Trojanow zu lesen ist.
In einer Zeit, in der nationalistische Verengungen und totalitaristische Tendenzen wieder um sich greifen, ist das aktueller denn je.